Förderkonzepte

Unterstützte Kommunikation mit Symbolkarten oder Talker

„Ich bin Schülerin des Heliand-Schulzweiges und kann nicht sprechen, im Sinne von lautsprachlich kommunizieren. Ich kommuniziere unterstützt. Wie das geht? Wenn wir zum Beispiel morgens gemeinsam den Stundenplan erarbeiten, kann ich mit Hilfe meiner Symbolkarten aktiv daran teilnehmen, indem ich mit dem Finger auf diese zeige. Meine Ja und Nein Karten ermöglichen mir, per Blick oder Fingerzeig zu antworten. 

Ich habe auch einen Talker, einen Kommunikationscomputer, den ich per Augensteuerung oder per Touchscreen nutzen kann. Er ist meine Stimme. Es ist also klar, dass er auch mit in die Schule kommt. Mit meinem Talker sowie mit laminierten Zahlen- und Buchstabenkarten lerne ich lesen, Worte zu buchstabieren und zu rechnen.

Auf dem Talker befindet sich auch ein Ich-Buch, darin sind Fotos von meinen Eltern und Geschwistern, auch von Ferienerlebnissen und meiner Delfintherapie. Seit einer Weile haben wir auch gemeinsamen Handarbeitsunterricht mit den SchülerInnen der anderen Schulzweige. Mit meinem Talker konnte ich ihnen sagen, wer ich bin. Meine persönliche Kommunikationsassistentin hilft mir im Umgang mit meinen Kommunikationshilfen. So kann ich allen zeigen, wozu ich in der Lage bin, auch wenn meine Äußerungen manchmal etwas Zeit benötigen. Das macht mich sehr stolz. Viele Menschen, die mich kennen, hätten mir das früher nicht zugetraut.

Viele Grüße aus dem Heliand-Schulzweig.“ 

P.S.: Diesen Text haben meine Eltern stellvertretend für mich geschrieben.

Gebärdensprache

In unserem Förderkonzept bieten wir SchülerInnen, die sprachliche Unterstützung brauchen oder sich zum Teil gar nicht sprachlich äußern können, die Möglichkeit, mit Gebärden zu kommunizieren. Hier hat sich gezeigt, dass die lautsprachbegleitenden Gebärden das Einprägen von Worten und kleinen Textinhalten wie Gedichten und Liedern ebenso fördern wie den Satzaufbau bei der Alltagskommunikation. 

Wie sieht das in der Praxis aus? In der morgendlichen Plauderrunde lernen die SchülerInnnen z. B. ihre Erlebnisse des Tages in kurzen Sätzen zu formulieren, indem sie den Satz mit Gebärden begleiten und damit zugleich den grammatikalischen Satzaufbau lernen. Bei Gedichten, Sprüchen und Liedern sind die Gebärden eine gute Gedächtnisstütze, die ihnen das Erlernen der Textinhalte erleichtert. Auch beim gemeinsamen Frühstück fördern sie eine lebendige Kommunikation. Mit der sich schrittweise aufbauenden Kommunikationsfähigkeit wird ihr Selbstvertrauen sichtbar gestärkt, was für ihre Persönlichkeitsentwicklung von elementarer Bedeutung ist.

In Absprache mit den Eltern und dem Klassenlehrer wird der Gebärdenunterricht durch eine professionelle Gebärdenlehrerin im Einzelunterricht intensiviert. Neben dem Grundwortschatz für die Alltagskommunikation werden dabei auch Themengebiete aus dem Unterricht aufgegriffen. Die Zusammenarbeit mit einem Gebärdensprachinstitut, das auch regelmäßige Fortbildungen mit dem Kollegium durchführt, hat sich für die Sprachkompetenz unserer SchülerInnen als äußerst fruchtbar erwiesen.

Therapeutische Sprachgestaltung

Wenn Sie in einem Land unterwegs sind, dessen Sprache sie nicht beherrschen, werden Sie feststellen, dass Sie verstärkt versuchen, sich über Gebärden auszudrücken. Auch im Mund finden auf kleinstem Raum die vielfältigsten und schnellsten Bewegungen, zu denen Menschen fähig sind, statt. Das Resultat ist die hörbare Sprache, die uns verständlich macht, was andere sagen. 

Daher arbeitet die therapeutische Sprachgestaltung bewusst sehr viel mit Bewegung: mit rhythmischem Klatschen, Gehen, Hüpfen oder Werfen von kleinen Bällen. Das macht unseren SchülerInnen Freude und lässt sie für den Augenblick vergessen, dass sie gerade an einem Bereich arbeiten, der ihnen schwer fällt. Die Sprachgestaltung zielt darauf ab, Lücken in der Sprachentwicklung zu schließen und die Ausdrucksmöglichkeiten unserer SchülerInnen zu erweitern.

Neben der therapeutischen Einzelförderung von SchülerInnen werden auch ganze Schulklassen durch die Sprachgestaltung gefördert – wenn wir z.B. die Laute des Alphabets mit Bewegungsformen erarbeiten, um die Artikulation zu verbessern. Auch bei Theaterprojekten und Klassenspielen ist die Sprachgestaltung eine wertvolle Unterstützung, wenn das gesamte Ausdrucksvermögen der Akteure, von der Körpersprache über die Mimik bis zur gesprochenen Sprache, einbezogen wird.

Logopädie

In der Logopädie können Sprechauffälligkeiten wie fehlerhafte Lautaussprache, Redeflussstörungen wie Stottern, Wortschatzdefizite oder Grammatikprobleme behandelt und verbessert werden. Auch Probleme bei der Mundhaltung, Schluckstörungen oder Probleme bei der Nahrungsaufnahme werden therapeutisch aufgegriffen.

Mit einer ärztlichen Verordnung des Haus- oder Kinderarztes, der den Förderbedarf feststellt, werden die Therapien individuell und kindgemäß durchgeführt. Die Therapiezeiten werden mit den Lehrern abgesprochen und können flexibel gestaltet werden. 

Physiotherapie

Bei dieser Therapieform steht die Förderung der Körperkonstitution und Koordination, der Grob- und Feinmotorik sowie der Wahrnehmung im Vordergrund. Spastische oder andere Muskelverspannungen können gelockert, ein zu schwacher Muskeltonus gestärkt werden. Auch wichtige lebenspraktische Fähigkeiten wie eigenständiges An- und Ausziehen werden gefördert. Mit einer ärztlichen Verordnung des Haus- oder Kinderarztes, der den Förderbedarf feststellt, werden die Therapien nach den jeweiligen individuellen Bedürfnissen durchgeführt. Die Therapiezeiten werden mit den Lehrern abgesprochen und können flexibel gestaltet werden. Für die Durchführung der Therapien steht ein spezieller Therapieraum zur Verfügung.

Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten

In Klasse 7 findet im Rahmen des Sportunterrichtes das „Heilpädagogische Voltigieren und Reiten“ statt. Der Transport zum Reiterhof, dem „Carolinenhof“ in Essen, erfolgt mit dem Schulbus. Je nach Wunsch können die SchülerInnen hier zwischen Voltigieren und geführtem Reiten wählen. Zwei ausgewählte Therapieponys stehen mit einer ausgebildeten Reittherapeutin für sie bereit. 

Im ersten Schritt geht es darum, Kontakt zum Pferd aufzunehmen und ein vertrauensvolles Verhältnis zu dem sensiblen Tier aufzubauen. Mit ersten Berührungen am Körper und an den Nüstern, auch mit Handführung, verliert selbst ein zaghaftes Kind nach und nach seine Scheu. 

Durch Striegeln und Bürsten, durch Füttern und liebevolles Versorgen wird die Verbindung zum Pferd immer natürlicher.  

Das Reiten selbst und die Geschicklichkeitsaufgaben auf dem Pferd sind ein besonderer Höhepunkt im Erleben der SchülerInnen und die Zeit vergeht wie im Flug. Glücklich und gut gelaunt, aber auch hungrig und müde fahren sie anschließend zurück zur Schule. Nach einem Jahr Reiten hat in der Regel jedes Kind an Selbstvertrauen, Mut, Sicherheit und Körperbeherrschung dazu gewonnen.