Eurythmie: Schöner (wahrer) Rhythmus

Die Eurythmie wurde von 1912 bis 1924 von Rudolf Steiner entwickelt. Sie ist eine eigenständige Bewegungskunst, durch die Sprache und Musik (als dem Menschen vorbehaltene Ausdrucksformen) durch bestimmte Gesten, Gebärden und choreographische Formen sichtbar gemacht werden können. Durch die Darstellung eines geschulten Eurythmisten oder eines eurythmischen Ensembles werden Sprache und Musik zum bewegten Gesamtkunstwerk, zur sichtbaren Sprache und zum sichtbaren Gesang. 

Seit der Gründung der ersten Waldorfschule 1919 in Stuttgart gehört die Eurythmie zum Lehrplan aller Waldorfschulen weltweit. Eurythmieunterricht vermittelt den Schülern ein tiefes Verständnis von Sprache und Musik, schult ihre Beweglichkeit und ihr Koordinationsvermögen, entwickelt ihr Bewegungs- und Raumbewusstsein und stärkt ihr Selbstbewusstsein im Hinblick auf individuelles Ausdrucksvermögen und Bühnenpräsenz. Nicht zuletzt fördert die Ensemblearbeit im Rahmen von Gruppen oder Klassen die Fähigkeit der Schüler zur Integration und Zusammenarbeit.

Was schon Rudolf Steiner über die entwicklungsfördernde und heilende Wirkung der Eurythmie gesagt hat, wird durch die moderne Wissenschaft bestätigt: Eine gezielte motorische Ausbildung hat einen messbaren Einfluss auf die kognitiven, emotionalen und willensmäßigen Fähigkeiten des Menschen. Wer ein Instrument lernt, wer tanzt oder Eurythmie macht, wird beweglich im Denken, verfeinert seine Empfindungen und stärkt seine Willenskraft.

Schließlich verhilft die Eurythmie den Schülerinnen und Schülern auch zu intensiven Bühnenerfahrungen. Bei den verschiedenen Feiern des Schuljahres führen SchülerInnen aller Altersstufen ihre im Eurythmieunterricht erarbeiteten Stücke vor. Höhepunkt und zugleich Abschluss der eurythmischen Ausbildung ist eine von den SchülerInnen selbst entwickelte anspruchsvolle Aufführung im Rahmen des sogenannten Künstlerischen Abschlusses am Ende der 12. Klasse. Hier präsentieren die Schülerinnen und Schüler die künstlerischen Ergebnisse ihrer Waldorfschulzeit der Schulöffentlichkeit.